Runtasia Infokanal: Wenn die Laufstilanalyse lügt

Sonntag, 20. Dezember 2020

Wenn die Laufstilanalyse lügt

Die meisten Läufer haben schon einmal bei ihren Laufschuhkauf eine professionelle Laufanalyse gemacht. Gefilmt am Laufband mit Hochgeschwindigkeitskameras, werden die kleinsten Fehler im Laufstil sichtbar gemacht oder eine Überpronation festgestellt. Solche Lauf(stil)analysen müssen jedoch nicht zum idealen Laufschuh verhelfen und können schon gar keine echten Laufstilprobleme aufzeigen.

Das Laufband hat seine gewissen Vorteile in der kalten Jahreszeit. Es ist eine sinnvolle Alternative, aber keineswegs ein Ersatz für das Laufen im Freien. Auch wenn das Bewegungsmuster ähnlich ist, es ist ein etwas anderes. Und weil wir am Laufband anders laufen, ist auch eine Lauf(stil)analyse oft problematisch. Da helfen auch keine am Körper aufgemalten Punkte, um den Laufstil auf Millimeter genau zu vermessen.

Was bei Laufanalysen berücksichtigt werden muss:
  1. ungewohntes Laufband

    Die meisten Läufer sind kein Laufband gewöhnt – wie auch, sie laufen ja im Freien. Wenn man kein Laufband gewöhnt ist, ist man auch nicht in der Lage, locker und frei zu laufen. Man ist auch relativ unsicher, denn für den Körper und vor allem für den Kopf ist es ein ganz anderer Bewegungsablauf: im Freien bewegen wir uns über den Boden fort, gemeinsam mit der Umgebung und am Laufband bewegen wir uns am Stand, der Boden wird uns unter den Füßen weggezogen. Deshalb wird manchen auch schwindelig, wenn sie am Laufband abrupt stehen bleiben.
  2. anderes Laufen am Laufband

    Auch wenn man das Laufband gewöhnt sein sollte und regelmäßig darauf läuft, ist ein entspanntes laufen zwar möglich, aber der Laufstil ist nicht derselbe wie im Freien. Alles ist Gewöhnungssache und man bekommt auch am Laufband Sicherheit. Dennoch bewegen wir uns anders, da der Abdruck beim Laufen am Laufband deutlich geringer ist.
  3. Fotoeffekt

    Was passiert, wenn jemand eine Kamera auf dich hält? Genau: das Fotogrinsen wird reflexartig aufgezogen. Man will sich schließlich von der besten Seite zeigen, wenn man fotografiert wird. Genau das passiert auch bei einer Videoanalyse. Sobald man nämlich weiß, dass man gefilmt wird, läuft man anders, man bemüht sich mehr. Der Laufstil entspricht meist nicht mehr dem tatsächlichen. 
  4. Pronation ist nicht ausschlaggebend

    Gerade beim Laufschuhkauf rate ich generell von den scheinbar „professionellen Videoanalysen“ ab, da in der Regel nur die Füße gefilmt werden und nicht der gesamte Körper. Wenn ich nur einen Teil sehe, kann ich zwar beurteilen, ob jemand einknickt, aber nicht, wieso er das tut. Im Extremfall werden mit einer Videoanalyse sogar die komplett falschen Laufschuhe empfohlen. Ich bin sogar der Meinung, dass gerade durch diese Videoanalysen die Pronationsstützen en vogue geworden sind.
  5. ein fescher Laufstil in einem frischen Körper

    Im Normalfall wird bei einer Laufanalyse zur Eingewöhnung etwas am Laufband gelaufen und dann beginnt bereits die Analyse. Jedem muss doch klar sein, dass der Laufstil in einem ausgeruhten Zustand immer ein anderer (besserer) ist, als zum Beispiel am Ende eines Marathons. 

Es gibt zwar einige Kritikpunkte bei einer Laufstilanalyse – vor allem am Laufband - dennoch kann sie beim Finden von Problemen sehr hilfreich sein. Ich persönlich finde nämlich, dass sich jeder selbst einmal beim Laufen sehen soll. Nicht auf einem Foto, sondern bewegt in einem Video. Oft ist nämlich die persönliche Vorstellung des eigenen Laufstils eine ganz andere als die objektive durch die Linse einer Kamera. Wenn man bewusst an einem ökonomischen Laufstil arbeiten möchte, kann eine Videoaufzeichnung ganz hilfreich sein.

Wie ich eine Laufanalyse mache: 

Aussagekräftig sind Videoanalysen nur, wenn der Läufer nicht an seinen Laufstil denkt und in einem einigermaßen ermüdeten Zustand ist. Und das natürlich ausschließlich im Freien. Nur unter diesen Bedingungen potenzieren sich die Fehler und sind deutlich sichtbar.
  • beim Wettkampf

    Der beste Zeitpunkt, einen Läufer wirklich erschöpft anzutreffen, ist mit Sicherheit am Ende eines Wettkampfs. Wenn er nicht hier müde ist, wann dann? Eine gute Gelegenheit ist jedoch nicht beim Zieleinlauf, sondern im letzten Drittel des Wettkampfs, wo die Motivation und Konzentration vielleicht niedrig ist.
  • beim Leistungstest

    Da ich persönlich einen Läufer nur selten beim Wettkampf filmen kann, ist für mich die beste Laufanalyse die bei einem Leistungstest. Bei meiner bewährten Leistungsdiagnostik bekommt der Läufer nämlich die Aufgabe: „lauf eine vorgegebene Strecke so schnell du kannst“. Sobald diese Aufgabe gestellt wird, versucht niemand mehr, seinen Laufstil zu ändern, sondern läuft im gewohnten und erprobten Laufstil.
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