Sonntag, 10. Februar 2019

Fettstoffwechsel bedeutet nicht Fettabbau

AUFGEWÄRMT: Die Fettverbrennung ist so ein tolles Schlagwort, mit dem man jeder/n Abnehmwilligen fangen kann! Immer wieder hört man: „mit diesem Trainingspuls werden die meisten Fette verbrannt“ oder „mit jenem Präparat wird die Fettverbrennung angekurbelt“ und „Fettverbrennung ist wichtig fürs Abnehmen“. Doch es ist nicht immer so, wie’s klingt!

Der Begriff „Fettverbrennung“ bedeutet keineswegs, dass man Fett abbaut, sondern er bezeichnet einen momentanen Stoffwechselvorgang, bei dem ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht und die Muskelzelle in der Lage ist, Fette zu verbrennen. Nichts anderes.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit der Körper Fette verbrennt?
Der Körper ist also nur in der Lage, Fette zu verbrennen, wenn ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht – das ist dann der Fall, wenn genügend Sauerstoff über Lunge und Blut in die Muskelzelle transportiert wird und die Belastung so hoch ist, dass dieser Sauerstofftransport auch dem Bedarf nachkommt. Das kann aber nur geschehen, wenn die Muskeln insgesamt wenig Sauerstoff benötigen, da der Sauerstofftransport relativ schnell an seine Grenzen kommt. Und Muskeln sind bekanntlich in Ruhe am wenigsten beansprucht. So wäre theoretisch die Fettverbrennungsrate im Schlaf am höchsten. Nicht nur Theoretisch.

Merke: 
Je niedriger die Belastung, desto höher die Fettverbrennung!

Der Hacken dabei ist aber, dass wir in Ruhe generell nur sehr wenig Energie verbrauchen – eine hohe Fettverbrennung bei einem insgesamt geringen Energieverbrauch bedeutet auch absolut wenig verbranntes Fett. Ansonsten käme man ja auf die Idee, dass man im Schlaf abnehmen könnte, wie so manche Gurus propagieren. Irgendwie ist aber auch da ein wahrer Kern.

Der Untrainierte, der auch gleichzeitig ein zuckerreiches und inaktives Leben führt, hat „verlernt“, die Energie aus den Fetten zu beziehen, da er immer ausreichend mit Kohlenhydraten (über)versorgt wird. In der Früh einen Kaffee mit Zucker, am Vormittag ein Schokocroissant, zu Mittag ein Cola zum Bernerwürstel, am Nachmittag ein Mars (macht mobil) und am Abend gibt’s dann noch einen Kaiserschmarrn mit viel Staubzucker dekoriert.

Da die Zellen immer genügend Zucker nachgeliefert bekommen, verbrennt er diese auch gleich, bevor sie mühsam in Fett umgewandelt werden müssen. Und wenn dann wirklich einmal zu viele Kohlenhydrate vorhanden sind, was in unserem Beispiel sicher der Fall sein wird, kann man noch immer Zucker in Fett umwandeln und einlagern. Der Körper kommt so nie in die Situation, in der er auf die Fette zurückgreifen muss, geschweige denn die Fettdepots anzapft.

Und dafür verantwortlich ist das Hormon „Insulin“, das den Blutzuckerspiegel konstant hält.
Der Blutzuckerspiegel muss nämlich immer in einem bestimmten Grenzbereich konstant gehalten werden. So wäre ein Blutzuckerspiegel im nüchternen Zustand etwa 100mg/dl, nach einem Essen darf er ruhig bis auf 200mg/dl ansteigen – alles darüber bedeutet in der Medizin neben anderen Werten bereits als „Diabetes mellitus“.

Was passiert nun im Körper, wenn ich ¼ Liter Cola trinke? Wie hoch würde der Blutzuckerspiegel wohl ansteigen, wenn wir das Insulin nicht hätten?

Rechnen wir nach:
Der menschliche Körper hat abhängig von Geschlecht und Körpergröße etwa 5 Liter Blut, in dem eine Zuckerkonzentration von 100mg/dl befindet. Umgerechnet auf die Gesamtblutmenge bedeutet dies, dass insgesamt nur etwa 5g Zucker im Blut herumschwimmt.

Wenn wir nur 250ml Cola trinken, dann wird sich der Zuckergehalt um knapp 30g erhöhen – also um das 6fache! Ohne Insulin würde der Blutzuckerspiegel auf 600 mg/dl ansteigen, was ein sicheres Versagen des Gehirns bewirken würde.

Und das nur durch ein Glas Cola!

Deshalb muss das Insulin auch sehr effizient arbeiten – schnell ausgeschüttet werden und schnell im Blut sein, damit es den Blutzucker in die Zellen transportieren kann. In etwas mehr als 2 Stunden ist dieser Zauber vorbei und der überschüssige Zucker in den Zellen verstoffwechselt. Wenn dann wieder ein Glas Cola getrunken oder ähnliches mit viel Zucker gegessen wird, dann beginnt dieser Zyklus von vorne. Der Körper kommt aus dieser Zuckerbelastung nie heraus und kann gar nicht auf die Fette zugreifen…außer in der Nacht! Wenn man mehrere Stunden keine Kohlenhydrate zuführt, dann schaltet der Körper wieder auf Fettstoffwechsel um - hier haben wir's wieder!

Doch wenn dieser Rhythmus über Jahre gelebt wird, gewöhnt sich der Körper an die ständige Zuckerzufuhr und verlässt sich auch darauf. Der Körper ist ja nicht blöd und fragt sich: „Wenn ich sowieso immer Zucker bekomme, wieso soll ich dann aufwändig Fette verstoffwechsel?“ – und verlernt die chemischen Reaktionen der Fettoxidation. Somit wird diese Person nicht einmal mehr in der Nacht Fette verbrennen.

Deshalb also dieses weite Ausholen in den Zuckerstoffwechsel: damit wir verstehen, wieso es so schwer ist, Fette zu verbrennen! Bleib am Laufenden und abonniere gleich die nächsten Berichte!

Dieser Bericht erschien das erste Mal im August 2011 - und ist noch immer aktuell wie eh und je!



Tipp der Woche
Hier findest du die ganze Wahrheit über Zucker - nicht lustig!

1 Kommentar:

  1. Ein wirklich ganz ausgezeichneter Beitrag, der Essentielles optimal verständlich erklärt, vielen Dank!
    600 Zucker würde nicht zwangsläufig den Gehirntod bedeuten, die/der Betroffene würde aber jedenfalls ins Koma fallen und in Lebensgefahr schweben.
    Meiner vergangenes Jahr leider so früh verstorbenen Schwester passierte genau das (600) in ihrem 10. Lebensjahr ... Das war 1972.

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