Sonntag, 26. Juli 2015

Trailläufer sind beinahe echte Läufer

Letzte Woche versuchte ich, die Unterschiede zwischen Triathleten und Läufern herauszuarbeiten. Einige typische Merkmale sind dabei sehr gut herausgekommen und der eine oder die andere Triathletin haben sich darin auch wiedergefunden. Diese Woche möchte ich auf eine aktuelle Trendsportart, dem Traillauf eingehen. Auch die Trailläufer unterscheiden sich markant von den old-fashioned Läufern.


Traillauf ist modern und jeder Läufer, der etwas auf sich hält, muss an einem Traillauf teilgenommen haben. Das Laufen abseits von Straßen, bergauf und bergab, der unmittelbare Kontakt mit der Natur, das alles ist viel mehr als Marathon, Volkslauf oder schlichtweg der Lauftreff von nebenan! Zu meiner Zeit war Traillauf „das Laufen im Wald“ – jetzt ist es ein exklusiver Sport für ein paar wenige auserkorene Läufer mit einem Hang zum Extremen.

Motivation 

Läufer wechseln oft zum Traillauf, wenn Sie 1) nicht mehr schneller werden können, da sie ihr Leistungsplateau im Laufen bereits erreicht haben, oder 2) nicht mehr schneller werden wollen, weil sie nicht bereit sind, mehr Qualität ins Training zu bringen bzw. diese Qualität auch umzusetzen. Das kennen wir ja schon vom „Typ Triathlet“. Auch beim Traillauf gibt es keine bis nur wenige (Leistungs)Vergleiche. Keine Strecke ist dieselbe, nicht einmal bei einer wiederholten Teilnahme kann man mit denselben Voraussetzungen rechnen. Auf der Straße, auf genau vermessenen Strecken gibt’s Vergleiche, im Trail nicht! Viele Läufer suchen so den die Abwechslung und den neuen Kick im Laufen - ohne Leistungsdruck.

Ausrüstung 

Der Trailsektor ist ein riesiger Markt geworden! Spezielle Laufschuhe, Navigationsgeräte und anderes, speziell für den Traillauf konzipiertes Equipment wird massenweise produziert…und werden natürlich auch gekauft! Ergonomische Rucksäcke mit zig Möglichkeiten zum Verzurren und zum Verstauen und mit einer mindestens 3 Liter fassenden Trinkblase. Das geht demnächst soweit, dass man den Rucksack als Biwaksack oder Notzelt umfunktionieren kann. Manche Trailläufer fühlen sich ohne ihren Rucksack bereits ziemlich nackt und laufen deshalb auch die kurzen Entspannungsläufe mit bepacktem Rucksack. Der Körper muss sich schließlich an die rückwärtige Belastung gewöhnen und man kann auch nie wissen, ob man tatsächlich an einem Brunnen vorbeikommt. Vielleicht wollen diese Läufer einfach nur ausdrücken, dass sie „echte Trailläufer“ sind?

Dasselbe gilt auch für die Trailschuhe. Der Trailläufer braucht wasserdichte Schuhe, die flexibel in der Sohle sind und einen guten Grip im Gelände haben. Dabei muss die Sohle dicker sein, damit man spitze Steine nicht durchspürt. Bei den wenigsten Läufen abseits von Straßen werden jedoch spezielle Schuhe benötigt. Das ist so wie mit den SUVs, die nur in der Stadt herumfahren! Denn wenn man einmal etwas im Wald läuft, braucht man noch lange keine Schuhe mit speziellem Profil oder Grip. Ganz im Gegenteil, der Läufer, der auch mit Trailschuhen auf befestigten Untergrund läuft, wird von den meist relativ steifen Schuhen Probleme bekommen oder auch seinen Laufstil verschlechtern.

Als weitere Utensilien braucht der Trailläufer auch noch eine Stirnlampe für seine Nachttouren, die eher die Funktion eines Scheinwerfers haben. Wander- oder Laufstöcke erinnern an Nordic Walkern und die mit den Navigationsgeräten findet jeder Trailläufer die geplante Strecke, sofern er sich mit dem Gerät auskennt.

Verletzungen 

Trailläufer kennen beinahe keine Überlastungsprobleme! Durch das Laufen auf den abwechslungsreichen Untergrund wird der Körper unterschiedlichen Reizen ausgesetzt und pass sich umfassend darauf an. Der „Asphaltläufer“ bekommt hingegen schon nach wenigen Wochenkilometern Achilles- oder Knieprobleme! Das ist auch der Grund, wieso Läufer auch ab und zu einmal ins Gelände gehen – als Alternativtraining sozusagen, als Abwechslung zum harten Trainingsalltag. Was das Traillaufen dennoch riskant macht und der Grund dafür ist, wieso Trailläufer dennoch meist verletzt sind oder Trainingspausen einlegen müssen, sind die gehäuften Stürze. Nicht selten brechen sich diese Läufer ihre Knochen oder zerren/reißen sich Bänder durch unachtsames Laufen, meist bergab!

Wettkampf

Für den Trailläufer sind Strecken unter einem Marathon oder unter 1000 Höhenmeter keinen Wettkampf wert. Für manche gilt das sogar für eine gewöhnliche Trainingseinheit! Der Trailläufer läuft zum Beispiel ebenso wie der ambitionierte Läufer von der Arbeit nach Hause, nur baut er in diesem Lauf mindesten 500 Höhenmeter ein, oder kommt an diesem Tag gar nicht mehr nach Hause! Außerdem ist der Trailläufer in der Lage, und das gilt anscheinend nur für Trailläufer, mehrere Ultratrailläufe innerhalb kürzester Zeit zu absolvieren. Der Marathonläufer hingegen braucht anscheinend eine deutlich längere Regenerationszeit und kann nur zwei oder maximal drei Wettkämpfe aufs Jahr verteilt unterbringen. Keine Ahnung, wieso der Trailläufer eine derartig gute Regeneration hat…wir werden es rausfinden! ;-)

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