Sonntag, 2. Juni 2019

Der 2. Marathon – oft schwieriger als der erste!

Hast du auch die Erfahrung gemacht, dass die Wettkämpfe zu Beginn deiner Läuferkarriere oft leichter gefallen sind als die späteren? Die meisten erleben nämlich den ersten großen Wettkampf als ein wahnsinnig tolles Erlebnis. Aufgeregt bis zur letzten Sekunde vor dem Start und während des Rennens wird die Atmosphäre euphorisch aufgesaugt. Im Flug ist die Zeit vorüber und man ist stolz, das Ziel erreicht zu haben. So nicht beim zweiten Antritt!

Die meisten Laufdebütanten nehmen sich zum Ziel, den Wettkampf zu genießen und heil ins Ziel zu kommen. Je länger die Distanz bei dem Rennen ist, desto häufiger nimmt man sich dieses Ziel vor, denn man weiß ja nicht, was auf einen zukommt.

In die Vorbereitung für einen Marathon wird sehr viel Zeit und Energie investiert. Schon Monate davor beginnt man mit dem Training auf diesen einen großen Tag - und man hat nur diese eine einzige Chance, ins Ziel zu kommen. Eine Wiederholung oder eine kurzfristige Verschiebung des Wettkampfs ist meist nicht möglich. Die ungewisse lange Distanz und die Unsicherheit, die richtige Taktik anzuwenden bewirkt, dass das Rennen meist entspannter angeht und als „Genusslauf mit Endbeschleunigung“ gesehen wird. So kommen die meisten mit einem guten Gefühl, ohne energetischen oder muskulären Einbruch ins Ziel und der Wunsch nach mehr wird gleich geboren.

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Doch dann kommt der zweite Versuch. Wieder mit den ähnlichen Voraussetzungen der Einmaligkeit und dem enormen Aufwand im Vorfeld. Der Unterschied zum ersten Antritt ist aber die Erfahrung, die man gesammelt hat. Und die kann einem einen Strich durch die Rechnung machen.

Ich sehe dieses Phänomen auch immer wieder bei meinem Leistungstest bzw. beim Retest. Ich simuliere dabei einen kurzen Wettkampf und leite daraus die Stärken und Schwächen des Sportlers heraus (aufmerksame Leser werden wissen, dass ich einen speziellen Funktionstest anbiete und von der Laktatmessung nicht viel halte). Beim ersten Test ist man meist etwas vorsichtiger, denn die wenigsten bringen die nötige Erfahrung mit. Wird dieser Test wiederholt, kann es leicht passieren, dass der Test schlechter ausfällt, auch wenn die Leistung offensichtlich besser sein sollte. Zum Glück bewerte ich bei meinem Leistungstest mehrere Parameter und kann diese Fehlerquellen leicht ausmachen.

Was sind die Gründe fürs Scheitern beim zweiten Antritt? 


Erfahrung wurde gesammelt 

Nach dem ersten Wettkampf wird natürlich analysiert, was gut war und wo eventuell auch noch Verbesserungen möglich sind. Wenn jemand einigermaßen „entspannt“ ins Ziel eines Marathonrennens einläuft, dann kommt gleich die Feststellung: da wäre noch mehr drinnen gewesen! Das macht beim wiederholten Antritt zwar selbstsicher aber auch übermütig. Meist ist nämlich nicht mehr so viel drinnen, als man glaubt. Lediglich wenn die zweite Hälfte deutlich schneller gelaufen wurde, ist anzunehmen, dass noch Reserven da waren.

Vergleich ist vorhanden 

Gerade bei klassischen Distanzen wie bei 10km-Läufen oder beim (Halb)Marathon hat man die Möglichkeit, sich immer wieder mit sich selbst aber auch mit anderen Läufern zu vergleichen. Wie wir wissen, werden leistungsorientierte Läufer nach ihren Wettkampfergebnissen beurteilt. Und wenn der Kollege den Halbmarathon um 30 Sekunden schneller läuft, dann muss ich das natürlich auch schaffen: „Dem werde ich es zeigen!“ Und schon wird die tatsächliche Leistungsfähigkeit überschätzt.

Erwartungshaltung 

Wie der Mensch so ist, möchte er immer besser werden. So auch bei seiner Laufleistung. Natürlich sind die Bedingungen bei den einzelnen Wettkämpfen nicht immer die gleichen, doch das Ergebnis des ersten Versuchs steht und das soll unterboten werden. Das bewirkt natürlich einen gewissen Druck, der aber auch gut ist für die Motivation in der Vorbereitung. Denn jedem ist bewusst: ohne Fleiß kein Preis! Es kann aber auch sehr hinderlich sein, wenn man gerade an diesem Tag eine schlechte Verfassung hat oder das Wetter nicht mitspielt. Man sehe nur die Ausfallsquote bei Hitzemarathons, wo viele ihr angepeiltes Renntempo laufen, und keine Abstriche machen (wollen).

Meine Tipps:

  • Sammle Erfahrung!
    Laufe viele Trainingswettkämpfe und experimentiere dabei. Wenn du dich im Vorfeld einmal „verbrennst“ ist das nicht so schlimm.
  • Lerne dich kennen!
    Du kannst deine Form jederzeit im Training überprüfen. Je genauer du dich kennst, desto sicherer ist die Prognose für den Wettkampf
  • Suche Abwechslung!
    Immer populärer werden Läufe, die man nicht mit anderen vergleichen kann. Trail- oder Bergläufe sind nur mit sich selbst zu vergleichen. Und das auch nicht immer!
  • Sei bescheiden!
    Erzwinge nicht die Rekorde – sie kommen von alleine! Ich nehme an, du verdienst mit dem Laufen nicht deinen Unterhalt?! Laufen soll Spaß machen und der Wettkampf ein Ziel sein, auf das man sich freuen kann. Egal, welches Resultat schlussendlich rauskommt.

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Tipp der Woche
Wenn's einmal ein Marathon werden sollte, dann musst du diesen Leitfaden gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen

6 Kommentare:

  1. wie wahr, wie wahr :-)...

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  2. Wie recht du doch hast - oh mein Gott! Mein zweiter Halbmarathon war das Schlimmste überhaupt! Ich dachte mir, dass ich viel viel besser sei als bei meinem ersten Versuch und außerdem war ich überhaupt der Beste! Was hab ich mich verbrannt - von 1:55 bin ich auf 2:33 gefallen!!!! Die letzten 5km bin ich größtenteils gegangen. Aufgeben kam aber nicht in Frage.

    Was ich noch zu deinen Ausführungen ergänzen möchte: diesen 2. Wettkampf kann man immer wieder haben. Mein "erster 2. Wettkampf" ist bereits etwa 10 Jahre her. Seitdem musste ich immer wieder Lehrgeld zahlen. Wie heißt es so schön: "Jeden Fehler macht man 2 Mal, doch lernen tun wir daraus nichts" - zumindest trifft dies auf mich zu ;-)

    Liebe Grüße, Sepp

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  3. "Lediglich wenn die zweite Hälfte deutlich schneller gelaufen wurde, ist anzunehmen, dass noch Reserven da waren."

    Wieviel ist deutlich bei einem Marathon?

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    1. Für mich wäre eine "deutlich schnellere Hälfte" bereits ab 2 Mintuen bzw. bei einer Differenz von 2%.

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    2. Schade, dann sind meine 1:07 zu wenig ;-)
      Gut gefühlt habe ich mich trotzdem

      lg
      MiSter

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  4. Wieso hab ich das erst jetzt gelesen!?!!!!!
    Und wie sieht es dann mit dem 3. Marathon aus? ;-)

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