Sonntag, 16. März 2014

Anfänger aufgepasst - die Pulsuhr zerstört deinen Laufstil!

Das erste Equipment, das sich ein Laufanfänger anschaffen muss, ist eine Pulsuhr. Denn ohne genaue Pulsmessung wird man nie ins Laufen kommen. Ist zumindest in manchen Laufzeitschriften zu lesen. Doch gerade Anfänger brauchen die Pulsuhr am wenigsten! Kaum zu glauben, eine Pulsuhr kann sogar den Laufstil nachhaltig zerstören.

Auch wenn ich im letzten Bericht behauptet habe, dass ich die Pulsmessung für die Trainingssteuerung der meisten Trainingseinheiten vorziehe und daraus viele Informationen erhalte, ist die Pulsmessung für Anfänger nicht wirklich sinnvoll und in den wenigsten Fällen auch nötig. Es kommt nicht wenig oft vor, dass Anfänger eine Hightech-Uhr haben, mit genauester Distanzmessung via GPS, die die Bodenkontaktzeit jedes einzelnen Schrittes auf eine tausendstel Sekunde genau misst, die Schrittfrequenz ständig überprüft und genau anzeigt, wie viel du hinter deinem geplanten Pace liegst. Was sie aber nicht wissen, ist die Herzfrequenz, mit der sie trainieren sollen.

Leistungstest ist Voraussetzung! 

Ohne zu wissen, wie das Herz schlägt, kann auch nicht systematisch trainiert werden. Wir haben bereits erfahren, dass Faustformeln gerade für die Ermittlung der persönlichen Trainingsbereiche nicht sehr zuverlässig sind. Deshalb ist eine Pulsmessung überhaupt nicht nötig. Welche Informationen erhalte ich, wenn meine Pulsuhr 150 Schläge anzeigt? Nur, dass mein Herz in dieser Situation 150 Mal in der Minute schlägt. Sonst nichts! Das ist weder gut noch schlecht, noch muss es unbedingt gesundheitsfördernd oder eventuell auch gesundheitsschädlich sein. Unnötig!

Anfängern fehlt die Grundlagenausdauer 

Wird nun ein Leistungstest gemacht, dann wird das Ergebnis höchstwahrscheinlich zeigen, dass dem Anfänger (wenn er sich überhaupt belasten kann) die Grundlagenausdauer fehlt – nonanet! Er hat ja noch nicht trainiert. Wahrscheinlich wird es auch ein Laktattest, vielleicht sogar einer am Ergometer gewesen sein, der nicht einmal für fortgeschrittene Läufer aussagekräftige Ergebnisse liefern kann. Die Trainingsempfehlung wird dann wie so oft lauten: „Bauen Sie Ihre Grundlagenausdauer auf und laufen Sie mit einem Puls von 110 bis 135 Schlägen“. Und dann wird bei einem Puls von 134 Schlägen gelaufen gegangen.

Konditionierung aufs „Uhrschauen“ 

Und das machen dann die Anfänger auch brav: langsam laufen, damit der Fettstoffwechsel angekurbelt wird. Doch die meisten werden einen solch einen niedrigen Puls nicht laufen können, da sie ihre Muskulatur noch nicht aufs Laufen trainiert haben. Entweder piept die Uhr ständig oder die Läufer bewegen sich sehr langsam und schauen ständig auf die Uhr, damit sie ihren „optimalen Fettstoffwechsel“ nicht verlassen. Oft sieht man schon am weiter abgehobenen linken Ellbogen, wie sehr manche Läufer auf das Uhrschauen getrimmt sind!

Die Lauftechnik ist im Arsch 

Nicht nur am Ellbogen ist ein pulsuhrgeschädigter Anfänger zu erkennen, sondern auch an seinem schlurfenden Laufstil. Da der Anfänger prinzipiell nicht gerade der schnellste ist und er durch den Leistungstest noch mehr zum langsamen Laufen gezwungen ist, wird er sich eben einen faulen, nicht sehr ökonomischen Laufstil angewöhnen. Und sollte er nach einigen Monaten tatsächlich besser geworden sein, dann wird er mit diesem Laufstil weiterlaufen…mit einem schlechten!

Das Ergebnis: technikaffine Langsamläufer 

Leicht zu erkennen sind diese Läufer am extremen Fersenlauf, die Füße werden nur knapp über dem Boden nach vorne gezogen und sie bremsen sich bei jedem Schritt. Nach mehreren Jahren werden sie zwar ausdauernd sein, doch nie wirklich Tempo machen können. Und wenn sie mal Tempo machen, dann müssen Sie auf die Uhr sehen, damit sie genau wissen, dass sie tatsächlich Tempo machen. Denn das Gefühl für die Geschwindigkeit haben sie ja nur über ihren Tacho am Handgelenk gelernt!

Was für Laufanfänger wichtiger ist als eine Pulsuhr

  • Intervalltraining als erste Wahl
    Nicht das langsame Laufen ist für Anfänger wichtig, sondern das Laufen an sich! Nicht nur damit man sich keinen schlurfenden Laufstil angewöhnt, sondern auch für die Psyche: laufen soll von Beginn an Spaß machen!
  • Techniktraining vor Leistungsdiagnostik
    Bevor sich jemand ernsthaft Gedanken über einen Leistungstest macht, soll er sich mit seiner Lauftechnik auseinandersetzen. Denn je weniger Kilometer der Läufer in den Beinen hat, desto weniger ist sein Bewegungsmuster geprägt und ist somit leichter beeinflussbar. Anfänger können von Beginn an ihren Laufstil in eine bessere Richtung lenken!
  • Krafttraining vor Grundlagentraining
    Bevor Anfänger versuchen, ewig mit einem niedrigen Puls zu laufen, sollten sie lieber ihre laufspezifische Muskulatur stärken, damit sie mehr Kraft haben. Denn meist ist es ein Kraftmangel, wieso der Puls schnell in die Höhe geht. Und für’s Krafttraining braucht man nicht viel Zeit, sondern nur etwas Motivation ;-) 
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In meinem neuen Buch erfährst du, wie Läufer ticken, welche Laster sie haben und wie man mit ihnen umgehen musst. Du wirst dich in vielerlei Hinsicht wiedererkennen...sofern du ein "echter Läufer" bist.

5 Kommentare:

  1. Was macht man wenn man schon min. 2 Jahre so trainiert? Tipps?

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    1. genau die drei angeführten Punkte:
      Techniktraining: wird zwar mühsamer, aber langfristig funktioniert's! Aber vorichtig rangehen!
      Intervalltraining: nur so wirst du "schöner" laufen
      Krafttraining: ich nehme an, das hast du auch etwas vernachlässigt!? ;-)

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  2. Wie sieht es mit der Verletzungsgefahr "schlurfend" vs. "laufend" aus?
    Ein gesunder Bewegungsapparat wird geht vermutlich vor...

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    1. Hmmm...wie ist dein Kommentar zu verstehen?
      Die Verletzungsgefahr ist beim Schlurfen natürlich höher, da der Körper weniger Spannung haben muss und so ungewohnte Muskeln mehr arbeiten müssen. Es kommt natürlich auch drauf an, wie viel tatsächlich trainiert wird und vor allem wie viel Pause zwischen den Einheiten eingeplant wird.

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