Runtasia Infokanal: Schmerzmittel bei Wettkämpfen?

Sonntag, 1. August 2021

Schmerzmittel bei Wettkämpfen?

Wie schon im letzten Bericht angedeutet, gibt es im Training Situationen, in denen Schmerzmittel durchaus zielführend sind. Punktuell und kurzfristig. Manche nehmen solche Medikamente aber als Schmerzprophylaxe bei Wettkämpfen. Entweder, um den auftretenden Schmerzen vorzubeugen, oder damit sie überhaupt an den Start gehen können. Ein gefährliches Unterfangen, das von (zu) vielen unterschätzt wird.

Wenn man Umfragen glauben kann, dann nehmen je nach Befragung 10 bis 25 % der Marathonteilnehmer Schmerzmittel ein. Sei es während des Trainings oder speziell vor einem Wettkampf. Eine deutsche Untersuchung aus dem Jahr 2009 fand sogar heraus, dass 61 % der Teilnehmer vor dem Start des Bonn-Marathons Schmerzmittel einnahmen. Es scheint, als ob derartige Medikamente im Breitensport weit verbreitet sind und die Hemmschwelle sehr niedrig ist, Schmerzmittel vor Wettkämpfen einzunehmen. Im Startbereich kann man dann vielleicht mithören, wie sich zwei unterhalten: „Oh ja, heute in der Früh noch ein leichtes Frühstück und zwei Voltaren eingeworfen. Jetzt kann’s losgehen“.

Schmerzmittel machen nicht schneller

Klar ist, dass Schmerzmittel keine leistungsfördernde Wirkung haben. Ibuprofen oder Diclofenac sind deshalb auch nicht auf der Dopingliste. Manche dieser Schmerzmittel sind rezeptfrei erhältlich und anscheinend auch im Sport erlaubt. Ja, aus der Sicht der Dopingbehörde, nicht aber aus medizinischer Sicht.

Nierenfunktion ist gefährdet

Während eines Marathons ist die Niere generell sehr gefordert, denn sie muss auf Hochtouren arbeiten, gleichzeitig ist meist auch der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt beeinträchtigt. Wenn man dann auch noch Schmerzmittel einnimmt, wird es für die Niere besonders herausfordernd und kann, wenn sie bereits geschwächt ist oder eine Vorerkrankung hat, sogar komplett versagen.

Blut im Harn/Stuhl

Schmerzmittel erhöhen die Durchlässigkeit der Magen- und Darmschleimhaut. Das bedeutet, dass sowohl toxische Stoffe leichter in den Körper eindringen können, aber auch, dass es häufiger zu Blutungen kommen kann. Vor allem bei der Einnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin), da es auch noch eine zusätzliche blutverdünnende Wirkung hat. Das kann bewirken, dass man nach dem Marathon tiefroten Harn produziert oder Blut im Stuhl nachweisen kann.

Verdauung ist gefordert

Schmerzmittel beeinträchtigen die Funktion der Magen- und Darmschleimhäute. Oft wird deshalb auch die gleichzeitige Einnahme eines „Magenschutzes“ empfohlen. Unter Belastung ist die Verdauung nur wenig durchblutet, da der Hauptteil der Energie in die Muskulatur fließen musst. Auch restliche Füllung, die im Magen ist, irritiert beim Laufen die Magenschleimhaut. Bereits ohne Schmerzmittel ist die Gefahr groß, die Magenschleimhäute zu reizen und ein Verdauungsproblem zu verursachen. Erfahrene Marathonläufer mussten vielleicht schon einmal einen Wettkampf wegen Übelkeit, Durchfall, Blutungen oder Magenkrämpfe abbrechen. Mit Schmerzmitteln ist das Risiko noch höher!

Herz- und Kreislaufbeschwerden häufen sich

Mittlerweile weiß man auch, dass durch die Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln auch das Risiko eines plötzlichen Herztodes steigt. Ein gesunder Mensch kann zwar die Belastung eines Marathons oder Ultralaufs sehr gut verkraften, vor allem, wenn das Training davor zielgerichtet war. Doch viele Läufer wissen nicht um ihre Herzgesundheit Bescheid oder treten unzureichend vorbereitet beim Wettkampf an. Lass dich deshalb regelmäßig auf deine „Sporttauglichkeit“ untersuchen und sei nicht du derjenige tragische Fall in der Zeitung, der bei einem Marathon umgefallen ist.

Körper wird „betäubt“

Der Schmerz ist eigentlich ein gutes Zeichen des Körpers, ein Warnsignal. Er will damit sagen: „mir tut was weh, pass auf“. Mit der Einnahme von Schmerzmitteln werden diese Schmerzen aber weniger stark wahrgenommen und man läuft drüber. Im Extremfall läuft man sogar in eine schwerwiegendere Verletzung hinein. Und diese erkennt man erst, wenn die Wirkung der Schmerzmittel nachlässt.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass man mit Schmerzmitteln deutlich näher an seine physischen Grenzen gehen kann, wenn man muskuläre Schmerzen oder andere Probleme am Bewegungsapparat nicht so stark spürt. Der Kreislauf eines gesunden Menschen wird diese Belastung höchstwahrscheinlich ohne gravierende Probleme verkraften. Vielleicht zwingt dich aber ein Verdauungsproblem in die Knie. Im Einzelfall kann es dadurch aber zu ernsthaften und langwierigen Überlastungserscheinungen kommen. Ob das die Einnahme von Schmerzmitteln rechtfertigt, das muss jeder für sich selbst beantworten. Jedem Läufer müssen jedenfalls die möglichen Nebenwirkungen bewusst sein.

Meine Empfehlung:

  • Schmerzmittel sind zwar rezeptfrei erhältlich, eine Absprache mit deinem Arzt ist dennoch sinnvoll
  • Wenn du tatsächlich so große Schmerzen beim Laufen hast, dass du sogar Schmerzmittel nehmen musst, dann sollst du auch keinen Wettkampf laufen. Punkt!
  • Wenn du mit den muskulären Schmerzen beim Wettkampf nicht umgehen kannst, dann sollst du keinen Marathon laufen. Punkt!
  • Wenn dir der Muskelkater nach dem Marathon sehr unangenehm ist, dann nimm einmal ein schmerzlinderndes Medikament und du wirst dich bald wieder auf das neue Training freuen. Bedenke aber, dass die Regeneration durch die Einnahme der Schmerzmittel keinesfalls schneller erfolgt. Im Gegenteil, auch da gaukeln dir die Schmerzmittel nur eine schnelle Erholung vor.

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Wenn's einmal ein Marathon werden sollte, dann musst du diesen Leitfaden gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen

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